Jahreslosung 2024: Auslegung & Bild
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
1. Korinther 16,14
Motiv der Agentur des Rauhen Hauses
Gedanken zur Jahreslosung 2024
von Markus Engelhardt
Im ersten Moment klingt die Jahreslosung sehr nach kirchlichem Mainstream. „Seid nett zueinander!“, und dann noch illustriert mit fröhlich-bunten Farbklecksen und Buchstaben, wie hingeworfen. Auf den zweiten Blick stutze ich. Ins Bild hineingetupft sind zwei Symbole: das Herz – gängiges weltliches Zeichen für Liebe; und das Kreuz – christliches Symbol für die große Liebestat des Erlösers. Doch im Kreuzsymbol verborgen ist auch tiefe vorösterliche Finsternis, und was das Herz betrifft: Gibt es nicht auch das gebrochene Herz?
Wovon reden wir, wenn wir von Liebe reden? „Eine besonders starke Form der Zuneigung und Wertschätzung“, sagt Wikipedia. So nüchtern-unterkühlt diese Definition daherkommt, birgt sie doch ein schönes, inniges Bild: Menschen neigen sich zueinander. Sie geben die Vereinzelung auf, fügen sich zu etwas Gemeinsamem, sind aufeinander bezogen – und bleiben doch eigenständig. Gesegnet die, die so etwas von sich und ihren Nächsten sagen können! Es kann ja auch sehr anders gehen. Wer hat nicht schon erlebt, dass unsere Liebe Grenzen hat!? Manchmal kommt sie nicht mehr an gegen vieles, worauf es auch noch ankommt im Leben. Wo es um die Liebe geht, geht es oft auch um Beziehungsstörungen. Um solche ging es schon Paulus, als er die in sich zerrissene junge Christengemeinde in Korinth zur Liebe mahnte.
Paulus ist überzeugt: Am Ende kommt es nur auf die Liebe an! Sie ist die kritische Instanz für alles andere. Denn die Liebe treibt mich von mir selbst weg und zu(m) anderen hin und damit in die Welt hinaus. Sie verwehrt es mir, mich gegen Andersdenkende abzuschotten. Sie betreibt keine Gefühlsduselei, sondern sie lässt mich nüchtern sehen, dass alles, was ich tue oder lasse, Folgen hat. So ist sie immer die Basis einer Ethik der Verantwortung. Die Liebe hat ganz langen Atem. Sie wird niemals definitiv fertig mit einem Menschen. Sie ist nicht überraschungsfest, sondern sieht jeden so an, dass von ihm noch etwas zu erwarten ist.
Sie gibt bei Enttäuschungen nicht auf, weil die Neugier auf die andere Person, auf noch Unbekanntes an ihr, am Ende immer noch größer ist. Die Liebe ist nicht rigoros und verbissen, sie bekommt keinen Tunnelblick. Sie gießt in erhitzten Momenten nicht noch mehr Öl ins Feuer, sondern ist um verbale Abrüstung bemüht. Sie stellt keine Kosten-Nutzen-Rechnungen auf, noch macht sie sich abhängig, sondern sie ist immer ganz authentisch – weil sie nicht anders kann, als sie selbst zu sein. Dies alles sind Güter, die unser vielen Zerreißproben ausgesetztes Gemeinwesen elementar braucht. Es steckt also doch viel mehr Zeitansage in dieser Jahreslosung, als es zunächst den Anschein hat. Und im Licht dieser Gedanken lässt sich auch in unserem Bildmotiv etwas davon erkennen. Die Farbkleckse sind nicht zufällig hingeworfen. Das Durcheinander ist ein Miteinander: Blau mit Grün, Gelb mit Orange, Pink mit Violett. Nichts verschwimmt, jeder Klecks bleibt ein Klecks. Und doch bilden sie alle im Zusammenspiel ein gemeinsames neues Ganzes – in den Farben des Regenbogens.
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