Jahreslosung 2018: Auslegung & Bild
Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
Offenbarung 21,6
Motiv der Agentur des Rauhen Hauses
Gedanken zur Jahreslosung 2018
von Olaf Neuenfeldt
Im Urlaub schweift mein Blick über das Meer. Seezeichen weisen den Weg an Untiefen vorbei. In der Seemannssprache bezeichnet man mit Untiefen die gefährlichen flachen Stellen, an denen ein Schiff auf Grund laufen kann.
Untiefen gibt es auch im normalen Leben: Situationen ungewisser Zukunft, die Angst machen. Ich denke an das politische Gleichgewicht unseres Globus und in den einzelnen Ländern: Krieg, Gewalt, Flüchtlinge, Machtergreifung, Terror. Wohin wird sich das entwickeln? Das Bedürfnis nach Frieden, Freiheit und Sicherheit ist enorm. Ich denke an persönliche Lebenslagen: Streit in der Familie, die Herausforderungen am Arbeitsplatz oder die Suche nach Arbeit, Krankheit oder andere belastende Dinge. Was wird damit werden? Die Sehnsucht nach Glück, Wohlergehen und erfülltem Leben ist groß.
Das Bild zur Jahreslosung zeigt so eine Untiefe. Gleichzeitig ist es mit dem Wort von der Quelle lebendigen Wassers verbunden. Steine führen hindurch, geben Halt und Sicherheit. Josua hat seinerzeit zwölf Steine im Jordan aufrichten lassen. Und zwar dort, wo die Priester standen, um die Steintafeln mit den Zehn Geboten hindurchzutragen. So werden die Zehn Gebote zu Wegzeichen durch die Untiefen des Lebens. Gleichzeitig weisen sie den Weg in das gelobte Land und zu einem erfüllten Leben: Ein Leben, das Tiefe hat. Jesus sprach im fremden Land mit einer fremden Frau. Ort des Geschehens: ein tiefer Brunnen. Ergebnis des Gesprächs: Jesus verspricht der Frau lebendig machendes Wasser. Fazit: Die Begegnung mit Jesus führt aus der Untiefe und gibt dem eigenen Leben Tiefe. Johannes sah eine Welt ohne Leid, Geschrei und Schmerz, wo Gott alle Tränen abwischen wird. Und ihm wurde gesagt: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Der Durst nach einer neuen besseren Welt ist groß und seine Stillung keine unerfüllbare Utopie. Sie kann wahr werden.
Im Wasser liegen sieben Steine und ein Steinkreuz. Sie sind unsere Wegzeichen durch die Untiefen des Lebens: Wegzeichen, die dem Leben Tiefe geben. Die sieben Steine können die sieben christlichen Tugenden sein: Glaube, Liebe, Hoffnung sowie Weisheit, Gerechtigkeit, Hingabe (Tapferkeit) und Sanftmut (Mäßigung). Das Kreuz verdeutlicht, worauf es ankommt: Jesus Christus mit seiner Beziehung zu Gott (senkrechter Balken) und zu uns Menschen (Querbalken). Gott ist zu uns wie ein guter Vater. Darum sollen wir auch gut zu allen Mitmenschen sein.
Dabei ist es so, wie es in dem bekannten Gesangbuchlied „Ins Wasser fällt ein Stein“ geschildert wird. Gottes Liebe wirkt durch uns in Tat und Wort in der ganzen Welt. Sie verbindet die Menschen. Wir müssen nichts tun und wir können nichts tun: Nur Gottes Liebe annehmen, sich die Hände von ihm füllen lassen, ganz umsonst! Das verkörpert Jesus für uns. Und das zieht seine Kreise. Das sind die drei Steine Glaube, Liebe, Hoffnung.
Weise ist, wer sich an Christus orientiert, Versöhnung übt und zur Vergebung bereit ist. Gerecht ist, wer ihm von Herzen nachfolgt, dabei die Zehn Gebote beachtet und der Menschlichkeit zum Recht verhilft. Tapfer ist, wer zur Hingabe fähig ist, mit anderen zu weinen, für sie einzutreten oder Widerstand zu leisten. Sanftmütig ist, wer sich mäßigen kann: bei Essen und Trinken, im Umgang mit der Schöpfung oder bei Gefühlsausbrüchen wie Zorn oder Begierden.
So kann die Jahreslosung zum Lotsen werden für die Politik wie für unser persönliches Leben. Die Schiffe verbinden mit ihren Gütern die Menschen auf der ganzen Welt. So ist es auch mit Gottes Liebe. Lass dich beschenken – umsonst!