Jahreslosung 2013: Auslegung & Bild
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebräer 13,14
Fotomotiv der Agentur des Rauhen Hauses
Gedanken zur Jahreslosung 2013
von Reinhard Ellsel
„Augenblick, verweile doch, du bist so schön!“ Wer kennt nicht solche Augenblicke des Glücks, die Goethe mit seinem klassischen Seufzer festhalten wollte? Solche Augenblicke sind kostbar, aber das Leben geht weiter und der graue Alltag stellt sich wieder ein.
Mancher ist deswegen enttäuscht und zieht sich sozusagen in ein „Schneckenhaus“ zurück. Dort sucht er Schutz. Dort könne ihm, so hofft er, die böse Welt nichts anhaben.
Einer, der unter Depressionen leidet, schreibt: „Es ist wichtig, das Schneckenhaus wieder zu verlassen. Das Leben ist bunt und vielfältig. Das zu erleben, ist für mich das beste Mittel gegen die Depression.“
Die Jahreslosung durchzieht eine gewisse Aufbruchsstimmung. Sie erinnert mich an ein altes Wanderlied von Hans Reichel:
„Aus grauer Städte Mauern,
Ziehn wir durch Wald und Feld.
Wer bleibt, der mag versauern,
Wir fahren in die Welt.“
Die Erde dreht sich weiter und mit ihr sind auch wir Menschen unterwegs. Ängstlicher Stillstand ist Rückschritt. Gott hat in diesem neuen Jahr viel mit uns vor. Mit offenen Sinnen gibt es viel zu erleben. Ich bin gespannt.
Gleichzeitig weist die Jahreslosung auf das Ziel unserer Lebenswanderschaft hin. Gott wartet auf uns in einer neuen Stadt, im „himmlischen Jerusalem“. Das ist für mich ein großer Trost: Das Leben geht nicht endlos und ziellos weiter. Unser Suchen und Streben, unsere Glücksmomente und auch unser Scheitern, sind nicht das Letzte. Sondern eines Tages wird uns Gott wie ein guter Vater in Empfang nehmen und abwischen alle Tränen von unseren Augen.
Das macht mir Mut für die nächsten Schritte, die ich zu gehen habe. Ich brauche mich nicht zu verkriechen, sondern kann jeden Tag einzeln leben im Vertrauen auf Gott. Natürlich wird wohl auch das eine oder andere nicht so ganz in meinem Sinne verlaufen. Aber dies verliert für mich seinen Schrecken, weil ich weiß, dass Gott eines Tages alles gut machen wird. Beides gehört zum Leben mit dazu: die Sonnenseiten und die Schattenseiten.
er Dichter Friedrich de la Motte-Fouqué hat in einem tiefsinnigen Gedicht beschrieben, dass uns sogar noch die Schattenseiten des Lebens auf die ewige Heimat bei Gott vorbereiten müssen:
„Wenn alles eben käme,
Wie du gewollt es hast,
Und Gott dir gar nichts nähme
Und gäb` dir keine Last.
Wie wär`s da um dein Sterben,
Du Menschenkind, bestellt?
Du müsstest fast verderben,
So lieb wär` dir die Welt.
Nun fällt – eins nach dem andern –
Manch süßes Band dir ab,
Und heiter kannst du wandern
Gen Himmel durch das Grab;
Dein Zagen ist gebrochen,
Und deine Seele hofft –
Dies ward schon oft gesprochen, Doch spricht man`s nie zu oft.“
Kunstmotiv der Agentur des
Rauhen Hauses
Gedanken zur Jahreslosung 2013
von Reinhard Ellsel
Eine gewisse Unruhe empfinde ich bei der neuen Jahreslosung. Sie besagt, dass ich da, wo ich wohne, nicht für ewig zu Hause bin. Eines Tages muss ich weiterziehen. Eines Tages werde ich sogar aus dieser Welt scheiden. So ist das Leben. Wer könnte das verdrängen?
Die Künstlerin Ute Sinn hat dieses Unterwegs-Sein ins Bild gesetzt. Unser Leben gleicht einem Segelboot, das durch einen kräftigen Wind über das Wasser getrieben wird.
Auffällig ist die Farbgestaltung: Das Boot und seine Segel sind rot. Die Künstlerin könnte damit unser Herz, unsere Wesensmitte gemeint haben. Das Wasser und der Wind sind blau. Das ist nicht sonderlich überraschend. Es ist aber auch die Farbe Gottes. Das erinnert mich an einen Ausspruch von Augustinus, der gesagt hat: „Unruhig ist unser Herz, bis dass es Ruhe hat in dir, denn du hast uns zu dir geschaffen.“
Es ist also eine göttliche Unruhe, die unsere Herzen erfüllt. Denn, ob wir es wissen oder nicht: Wir sehnen uns nach Gott. Und alles, was wir hier auf dieser Erde an Glück und Freude finden, lässt uns nicht wirklich zufrieden sein. Deshalb werden wir ˗ wie das rote Boot ˗ durch den Wind weitergetrieben. Der Wind ist ein Symbol für den Geist Gottes. Gott erwartet uns im himmlischen Hafen.
Aber schon hier und heute kann unser Herz bei Gott zur Ruhe kommen. Denn Gott selbst hat eine große Sehnsucht nach uns. Und er möchte, dass unsere Lebensfahrt ans Ziel kommt. Deshalb ist er Mensch geworden in seinem Sohn Jesus Christus. Jesus ist sozusagen auf das Meer unseres Lebens gekommen. Er hat uns gesagt, dass wir im Gebet allezeit bei unserem himmlischen Vater zur Ruhe finden können. Er sitzt mit bei uns im Boot, damit wir auf unserer Lebensfahrt zwar unterwegs bleiben, aber nicht unbehaust sind.
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, dass Sie im neuen Jahr 2013 unterwegs bleiben; unterwegs zu den Menschen, die zu Ihnen gehören. Und unterwegs zu den Menschen, die Sie brauchen. Mögen Sie im Vertrauen auf Gott Ihre Tage gestalten und immer wieder neu bei ihm Kraft und Mut für Ihre Lebensreise schöpfen.
Irgendwie, irgendwo, irgendwann
Irgendwie sind wir hier
nicht richtig zu Hause.
Irgendwie ist das Leben hier
zu eng oder zu weit.
Irgendwo muss es doch einen Ort geben,
wo man rundum glücklich ist.
Irgendwann muss das unruhige Herz
doch einmal einen Hafen erreichen.
Zum Glück gibt es das Glück.
Noch ist es zu groß und zu wenig für uns.
Noch müssen wir wachsen
und kleiner werden.
Eines Tages aber wird Gott
abwischen alle Tränen von unseren Augen.
Und alles wird gut sein.
Gott weiß wie. Gott weiß wo. Gott weiß wann.