Traditionelle Adventsbräuche
Wenn wir es zulassen, ist der Advent eine gemütliche Zeit – eine Zeit der Besinnung. Er dient dazu, sich auf eines der wichtigsten Feste des Christentums vorzubereiten: Weihnachten und die Ankunft von Jesus Christus. Darum zelebrieren wir die Vorweihnachtszeit mit vielen traditionellen Adventsbräuchen.
Adventsdekoration
Christlicher Weihnachtsschmuck
Mit der Adventsdekoration können wir zeigen, wie sehr wir uns auf Weihnachten freuen. Weihnachtsschmuck mit christlichen Motiven wie beispielsweise Engeln oder der Krippe lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf die religiöse Bedeutung des Weihnachtsfestes und der Adventszeit.
Windlichter oder andere Kleinigkeiten eignen sich nicht nur hervorragend als weihnachtliche Tischdekoration für Heiligabend, sondern auch als Mitbringsel zum Adventskaffee.
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Der Adventskranz – eine Erfindung aus dem Rauhen Haus
Am ersten Advent und allen folgenden Adventssonntagen zünden wir eine Kerze auf dem Adventskranz an, um uns die Zeit des Wartens auf Heiligabend zu verschönern. Johann Hinrich Wichern, Gründer des Rauhen Hauses, gilt als Erfinder des Adventskranzes. Im Dezember 1839 stellte der junge Theologe im damaligen Betsaal auf dem Stiftungsgelände in Hamburg-Horn ein Holzrad mit jeweils vier weißen Kerzen für die Adventssonntage und je einer roten Kerze für die Werktage auf.
In evangelischen Kirchen und Privathaushalten setzte sich der Adventskranz mit vier Kerzen, wie wir ihn heute kennen, bis Anfang des 20. Jahrhunderts durch. 1925 hing erstmals ein Kranz in einer katholischen Kirche in Köln. Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehört der Adventskranz in vielen Ländern zur Vorweihnachtszeit dazu.
(Fast) vergessene Bräuche im Advent
Stroh um Stroh – die Krippe füllen
Ein alter – heute vergessener – Brauch ist das Krippefüllen. Die Krippe, die am Heiligen Abend in Kirche oder Wohnung aufgestellt war, stand bei dieser Sitte bereits am ersten Advent bereit. Sie war leer. Jedes Kind, das eine gute Tat vollbracht hatte, legte in der Adventszeit dafür einen Strohhalm hinein, damit das göttliche Kind an Weihnachten weich liegen konnte.
Hör mal, wer da hämmert – das Adventsklopfen
Es war lange Zeit Tradition, dass die Kinder in der Zeit vor Weihnachten, ausgerüstet mit kleinen Stöcken und Ruten, um die Häuser zogen und gegen die Türen der Leute schlugen. Sie sangen dabei ein Adventslied und baten an den Türen um Plätzchen, Nüsse oder ein paar Münzen. Der Tag, an dem der Brauch vollzogen wird, wird auch „Klopferstag“ genannt. Hintergrund ist die im Advent abgehaltene Morgenmesse (sog. Rorate): Bereits um sechs Uhr morgens sollten die katholischen Gläubigen in der Kirche sein. Damit keiner verschlief, wurden die Menschen durch ein Klopfen an der Haustür geweckt. Als Dank gab es eine süße Belohnung für den „kleinen Wecker“.
Der Barbarazweig
Der Brauch der Barbarazweige hat seinen Ursprung in der Zeit der Christenverfolgung. Hier werden Zweige von Obstbäumen, am 4. Dezember geschnitten und in einer Vase aufgestellt. Der religiöse Hintergrund: Die spätere Heilige Barbara hatte sich gegen den Willen ihres Vaters taufen lassen. Dieser ließ sie einsperren. Auf dem Weg in den Kerker verfing sich ein Kirschbaumzweig in ihren Kleidern. In der Zelle stellte sie ihn in einen Wasserkrug, wo er Knospen bildete, die am Tag ihres Todes erblühten.
Adventstraditionen für Groß & Klein
Der Nikolaustag im Advent
Zu den vielen Bräuchen in der Adventszeit zählt bereits seit etwa 1500 auch, dass Kinder am Vorabend des 6. Dezember ihre Schuhe vor die Türe stellen, in der Erwartung am nächsten Tag kleine Geschenke und Süßigkeiten des Heiligen Nikolaus darin vorzufinden. Spielerisch weist dieser Brauch auf die Großzügigkeit der geschichtlichen Gestalt eines im 4. Jahrhundert nach Christus in Myra lebenden Bischofs hin, wobei die Taten des Nikolaus als segensreicher Wohltäter und Retter durch die Tradition des Schenkens verkörpert werden.
Liebevoll handbemalte Schneekugeln, aber auch schöne Weihnachtsbücher eignen sich als stimmungsvolles, vorweihnachtliches Nikolausgeschenk. Altersgerechte Geschenke für Kinder, um die Stiefel zu befüllen, finden Sie auf rauhes.de.
Jeden Tag ein Türchen – der Adventskalender
Kaum ein anderer Adventsbrauch ist heute so verbreitet wie der Adventskalender. Hier sind vor allem die Abwechslung und die tägliche Vorfreude Trumpf. Denn bei diesem Brauch verstecken sich 24 kleine Überraschungen hinter jedem Türchen oder in einem Säckchen. Ursprünglich für Kinder gedacht, erfreuen sich auch heute viele Erwachsene an diesem morgendlichen Ritual in der Adventszeit und wollen ihren Adventskalender nicht missen.
Allerdings wurden auch schon früher Kalender hergestellt, um die Zeitspanne bis Weihnachten erfahrbar zu machen: So durfte jeden Tag ein Blatt abgerissen werden, jeden Tag einer der 24 Kreidestriche an der Türe weggewischt oder jeden Tag ein Strohhalm in die Krippe des Christkindes gelegt werden, falls die Kinder sich brav verhalten haben.
Erst 1902 veröffentlichte die evangelische Buchhandlung Friedrich Trümpler in Hamburg den ersten gedruckten Adventskalender. Sie entschieden sich für eine Weihnachtsuhr mit den Zahlen 13 bis 24, ab 1922 bekamen diese Uhren 24 Felder. Er kostete damals 50 Pfennig.
Der Münchner Verleger Gerhard Lang war ein weiterer „Geburtshelfer“ des Adventskalenders. Er druckte 1903 den ersten Kalender mit 24 Feldern, auf die Kinder bunte Bilder kleben konnten. Lang soll von seiner eigenen Mutter dazu inspiriert worden sein. Die hängte ihm in der Vorweihnachtszeit täglich kleine Gebäckstücke auf.
Übrigens wurde der Adventskalender als christlich-religiöses Symbol während des Zweiten Weltkrieges von den Nazis verboten und durch einen nationalsozialistischen Kalender ersetzt. Danach trat der Adventskalender aber seinen „Siegeszug“ an. In den 1950er Jahren bekam der Kalender Türchen mit Schokolade dahinter und heute sind seiner Vielfalt keine Grenzen mehr gesetzt.
Doch auch wenn sich Form, Art und Aussehen des Adventskalenders mit der Zeit sehr stark geändert haben, so bleibt die Botschaft doch immer gleich: Freude bereiten und die Einzigartigkeit der Adventszeit zu verdeutlichen. Und natürlich bei Groß und Klein die Vorfreude auf Heiligabend zu steigern!
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Backen im Advent – von Plätzchen und Stollen
Wer nach dem Ursprung der deutschen Plätzchentradition sucht, findet dabei nur wenig Konkretes. Die Germanen haben angeblich in der Winterzeit mit ihren dunklen, langen Nächten Plätzchen in Form von Tieren als Opfergaben gebacken. Sie bildeten damit das Vieh nach, das sie besaßen. Das Gebäck sollen sie den bösen Geistern geopfert haben, auf dass diese ihr Vieh verschonen würden.
Eine andere Theorie sieht den Ursprung der Plätzchen im Mittelalter. Reiche Klöster, die das nötige Geld und die Zutaten hatten, backten in der Weihnachtszeit aufwendig hergestellte Plätzchen. Das Gebäck sollen sie dann vor Weihnachten unter der armen Bevölkerung verteilt haben. Eine beliebte Form soll schon damals der Stern gewesen sein. Er sollte – ganz im Geist des Weihnachtsfestes – an den Stern von Bethlehem erinnern.
Ein weiteres typisches Weihnachtsgebäck ist der Stollen. Auch er hat eine lange Tradition: Der erste Stollen wurde um 1300 in Sachsen gebacken und im Laufe der Jahre immer weiter mit leckeren Zutaten wie Marzipan, Rosinen oder Rum verfeinert. Bis heute symbolisiert dieser Christstollen aber immer noch das in Tücher gewickelte Christkind.
Adventsbräuche in Europa
Inzwischen werden auch Adventsbräuche aus anderen Ländern bei uns immer beliebter. So kommt z.B. das Lucia-Fest aus Skandinavien und spielt auf den Luca-Tag, den 13. Dezember an – den kürzesten Tag im Jahr. Dabei trägt das älteste Mädchen aus der Familie einen Preiselbeerzweig und brennende Kerzen auf dem Kopf. Mit einem langen weißen Gewand bekleidet und von ihren Geschwistern begleitet, bringt sie den Eltern Frühstück ans Bett. In Italien stellen viele Kinder, um die Heilige Lucia zu empfangen, eine Tasse Milch und Brot für Lucias Esel vor die Tür.
In Polen einem sehr traditionellen und katholischen Land, hat die Adventszeit eine sehr große Bedeutung. Sie beginnt am 30. November mit dem Andreasabend. Hier werden in geselliger Runde Bräuche gepflegt. Ein traditioneller Brauch ist zum Beispiel Wachs auf ein Blatt Papier träufeln lassen und anschließend die entstandenen Wachsfiguren zu deuten.
Während bei uns der Nikolaus eher ein kleines Geschenk bringt, kommt er zu den Kindern in den Niederlanden als „Sinterklaas“. Oft reist er mit dem Schiff an und wird am 5. Dezember in den Küstenorten willkommen geheißen. In der folgenden Nacht reitet er dann mit seinem Gehilfen, dem Schwarzen Piet, durch das Land und bringt die Geschenke.